Es zeigt sich leider mal wieder das die Führung von Amiga nichts aus den früheren Fehlern gelernt hat. Das was dieses Wochenende passiert ist hat schon fast ein deja'vu Charakter. Amiga hat die Richtung teilweise komplett geändert und die Anwender ohne richtig zu informieren mit den paar Nachrichten alleine gelassen.

Die neuen Ziele sind grundsätzlich nicht negativ, haben aber den Nachteil das wir schon längst das alles haben könnten, wenn man doch nicht so davon überzeigt gewesen wäre ein neues Betriebssystem zu entwickeln das noch besser als alles was existiert ist.

In meinen Augen wurden sehr viele Amiga User tatsächlich in die Irre geführt (eigentlich hätte ich gerne ein anderes Wort genommen, aber das wäre vielleicht zu hart). Wieso?

Viele Anwender haben sich das neue AmigaSDK und die Amiga Developer Rechner nur aus einem einzigem Grund gekauft, nämlich um Software für ein neues Betriebssystem zu entwickeln. Das Amiga System! Doch jetzt scheint alles in eine ganz andere Richtung zu gehen. Woran Amiga arbeitet ist nichts anderes als eine Erweiterung für bestehende Betriebssysteme. Diese Erweiterung soll es dann erlauben von Amiga entwickelte Inhalte laufen zu lassen. Der Schwerpunkt kann hier eigentlich nur bei Mobilen-Geräten und speziellen Set-Top-Box Systemen liegen. Schließlich wird sich kaum jemand eine Erweiterung auf einem Windows Rechner installieren nur um Software laufen zu lassen die für dieses System bereits existiert und auch noch besser ist!

Das große Erdbeben endete mit nichts anderem als einer Niederlage. Schließlich gibt Amiga damit zu, unfähig zu sein ein neues Betriebssystem zu entwickeln. Stattdessen wandelt man sich immer mehr in ein reines Dienstleistungsunternehmen um. Was auch an der aktuellen Ankündigung "AMIGA WORKS WITH SHARP TO DEVELOP CONTENT FOR ZAURUS, AND OTHER NEW DEVICES" deutlich zu erkennen ist. Firmen wie Sharp sind ja schließlich nicht blöd. Einen neuen PDA Rechner ohne guter Software einzuführen ist nicht einfach. Vor allem bei der Konkurrenz mit PalmOS und WindowsCE. Demnach ist Amiga für Sharp nur ein Content-Partner deren Aufgabe es ist die Platform mit Software zu versorgen. Sowas wird für Sharp deutlich billiger sein als selbst eine eigene Softwareabteilung aufzubauen und die entsprechenden Leute einzustellen. Die Idee von Amiga selbst ist nicht unbedingt schlecht. Eine universal Erweiterung mit deren Software auf vielen anderen Systemen läuft hat viele Vorteile. Die Software muß nur einmal entwickelt werden. Die Entwickler für so ein System zu begeistern ist einfacher. Wichtig ist nur das diese Erweiterung erst von den Hardware-Herstellern akzeptiert wird und auf diesen Systemen schnell genug ist.

Zurück zum Classic!

Endlich erkannte Amiga auch das Potenzial des Classic Systems, oder wurde von den Händlern dazu gezwungen. Das wissen wir nicht. Vor kurzem wollte man erst bei 50 000 verkauften OS3.9 Einheiten ein neues Update nachlegen. Inzwischen wird bereits von 4.0 und 5.0 gesprochen. Schon die Version 4.0 soll auf einem PowerPC laufen und die Kompatibilität zum alten Classic mit Hilfe eines 68k Emulators gewährleisten. Mit den Eyetech und bPlan AmigaOne Rechnern kommt sogar neue Hardware!

Das alles klingt endlich danach worauf wir immer gewartet haben. Leider wird immer wieder vergessen das sich sowas erst einmal auf dem Markt durchsetzen muß. Spricht neue Käufer anlocken, sonst bleibt der eigentliche Amiga weiterhin nur ein Nischen-System. Gerade das wird sehr schwer sein. Amiga selbst wird hier wohl keine große Rolle spielen und höchstens mal das Geld für die Lizenzen sammeln. Damit dürfen wir nur darauf hoffen das sich die User entweder von alleine für ein AmigaOS4.0 und neue Hardware entscheiden, oder sich aber eine richtig große Firma findet die das System vermarkten wird. Erst später mit OS5.0 wird sich Amiga wieder melden und die AmigaDE Erweiterung mit dem System verbinden.

Fazit: Die Neuigkeiten aus St.Louis sind nicht unbedingt negativ, aber leider auch nicht so positiv wie im Vorfeld angekündigt. Die Amiga Anwender können sich endlich auf neue Versionen des echten AmigaOS freuen. Das woran Amiga sonst noch arbeitet wird viele Anwender kaum interessieren. Zumal man davon noch nichts gesehen hat was wirklich überzeigen kann.